Tina Caspari: Mit 13 hat man täglich Ärger / Mit 14 glaubt man an die Freundschaft

Die Bände 2 und 3 der 6-teiligen Reihe um das Mädchen Katja, die Ende der 1970er Jahre beim Schneider Verlag erschienen sind.
Katja ist m. E. Tina Casparis interessanteste Heldin, im Gegensatz zu Bille aus der "Bille & Zottel"-Reihe entwickelt sie sich im Laufe der Serie weiter.

Die Bände über die 13- bzw. 14jährige Katja sind die besten der Reihe. Sie beleuchten die Freundschaft zwischen Katja und der gleichaltrigen Petra.
In "Mit 13 hat man täglich Ärger" kommt Katja in eine neue Klasse und hat sofort einen schweren Stand - gleich am ersten Tag wird sie ausgelacht und hat auch noch das Pech, besser Englisch zu können als Petra, der Star der Klasse, der von allen angehimmelt wird. Schon hat sie es sich mit allen verdorben. Katja wird von Minderwertigkeitskomplexen geplagt, ist extrem kritisch mit sich, und zu allem Überfluß eckt sie auch noch immer wieder mit ihrer mürrischen Art an. Was jedoch in ihrer Klasse passiert, ist nach heutigem Verständnis eindeutig Mobbing, wird jedoch von Eltern und Lehrern eher locker genommen. Nach einem Vorfall auf der Weihnachtsfeier (Katja erhält als "Geschenk" eine selbstgebastelte Rückfahrkarte nach Köln) eröffnet ihr Klassenlehrer ihr, sie sei mit schuld am Verhalten ihrer Mitschülerinnen, schließlich sei sie ja grantig und habe auch noch überragende Noten. Hier reibt man sich die Augen - ein Lehrer macht einer Schülerin Vorwürfe wegen GUTER Noten? Als Lösung aller Schwierigkeiten schwebt ihm die anstehende Klassenfahrt vor, die sicher zu besserem Kennenlernen beitragen würde. Ja, an solche Ideen erinnere ich mich auch noch aus meiner Schulzeit. Das Ergebnis war meistens, daß die Situation des Außenseiters noch schlimmer wurde als vorher. Insofern ist das Buch "historisch" interessant. Ich frage mich nämlich, wie heutzutage mit so einem Vorfall umgegangen werden würde? Wenn ich eine Tochter hätte, würde ich sie sicher nicht zwingen, an einer Klassenfahrt teilzunehmen, sondern im Gegenteil nicht erlauben, daß sie mitfährt. Und wenn ich Lehrerin wäre, würde ich mit einer Klasse, in der so etwas passiert, wahrscheinlich gar nicht wegfahren. Auf der Klassenfahrt geschieht dann das Wunder - nicht etwa, daß die Mitschülerinnen überraschend ihr Verhalten ändern - sie begegnen ihr (Überraschung!) genauso ablehnend wie vorher, aber es ergibt sich, daß Katja Petra besser kennenlernt ...

In "Mit 14 glaubt man an die Freundschaft" sind Katja und Petra beste Freundinnen, doch es kommt gelegentlich zu Spannungen zwischen ihnen. Katjas ewige Selbstzweifel gehen der selbstbewußten Petra auf die Nerven, Katja wiederum begreift nicht, warum Petra sich nicht endlich gegen ihre ehrgeizige Mutter behauptet, die aus ihr einen Filmstar machen will. Das Thema ist interessant, die Umsetzung läßt jedoch etwas zu wünschen übrig. So kapiert die unsichere Katja nicht, daß ihr Kumpel Klaus in sie verliebt ist - er macht seltsame Andeutungen, aus denen sie schließt, Petra sei gemeint. Die Leserin ahnt natürlich, wie der Hase läuft, aber woher Katja es besser wissen soll, erschließt sich mir nicht. Merkwürdig ist auch die Sache mit einem Tanzauftritt, zu dem Petra Katja überreden will. Katja lehnt ab, weil sie meint, sie sei nicht gut genug. Interessanterweise ist aber nicht nur sie dieser Meinung, sondern auch die Sportlehrerin ist absolut nicht begeistert von Petras Plan - und reagiert erleichtert auf Katjas Absage. Dann ist Katja vielleicht wirklich nicht gut genug ...? Das Gelungene an diesem Mädchenbuch ist jedoch, daß beide Hauptfiguren eine Entwicklung durchmachen, die - anders als in vielen anderen Serien - weitergeht und nicht im nächsten Band wieder vergessen ist. Nicht zu vergessen Tina Casparis amüsanter Schreibstil und ihr einmaliger Humor!

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